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Donnerstag 25 Oktober 2022

Vitrinengeschichte 1 - Das unvergessliche London – Melbourne Air Rennen

Es ist der 22. Oktober 1934, Tag drei des London – Melbourne Air Rennens. KLM-Flieger der Uiver ist auf dem Weg von Batavia nach Australien. Die vierköpfige Besatzung, bestehend aus Koene Dirk Parmentier, Jan J. Moll, Douwe Prins und Cornelis ‘Kees’ van Brugge, hat sich eine ausgezeichnete Position im Rennen erobert. Das Douglas DC-2 Flugzeug befindet sich sogar auf dem Kurs für die Preise. Aber dann …

Dunkle Wolken bilden sich über Australien. Das Wetter entwickelt sich zu einem heftigen elektrischen Sturm. Der Funkkontakt fällt aus und die erfahrenen Piloten des Uiver sehen nur ab und zu etwas vom Boden. Das Flugzeug kommt vom Kurs ab.

Flugkapitän Parmentier dreht seine Kreise über der Stadt Albury. Arthur Newnham, Radiosprecher der örtlichen Rundfunkstation sieht das. Er eilt ins Studio und bittet die Einwohner von Albury, zur Trabrennbahn zu kommen. Dort sollen sie ihre Autos abstellen und die Beleuchtung einschalten, sodass die Besatzung des Uiver weiß, dass sie hier eine Notlandung vornehmen können.

Mittlerweile wurden ein Techniker und ein Postbeamter engagiert. Der eine kann die städtische Beleuchtung bedienen, der andere kennt den Morsecode. Zusammen schicken sie die Buchstaben A-L-B-U-R-Y zum Flugzeug. Etwa 20 Minuten später landet der Uiver sicher auf der Rennbahn.

Doch einen Preis

“Am nächsten Vormittag startete Newnham noch einen Aufruf”, erzählt Will Porrio, Freiwilliger beim Luftfahrtmuseum Aviodrome. “Er bat Einwohner, das Flugzeug aus dem Schlamm zu ziehen. Auch dies war erfolgreich und der Uiver konnte sein Rennen in Richtung Melbourne fortsetzen. Das britische Duo Scott und Campell Black landete auf Platz eins im Geschwindigkeitsklassement und im Klassement mit Handicap erhielt der Uiver den ersten Preis! Trotz der Notlandung.”

Geschenke nach Australien

Am nächsten Tag stand diese unwahrscheinliche Geschichte in allen Einzelheiten in den Zeitungen: Es war eine Weltneuheit. In den Niederlanden wurde ein großes Fest organisiert. “Damals befand sich unser Land in einer tiefen Krise, aber durch diese Reise gab es endlich etwas zu feiern”, erklärt Will. “In jener Ekstase bildeten Amsterdamer Geschäftsleute das Albury-Komitee. Sie sammelten Geld für ein silbernes Modell des Uiver als Geschenk für die Stadt Albury. Andere Menschen gaben dem Sprecher, dem Techniker und dem Postbeamten Geschenke. Bürgermeister Alfred Waugh wurde sogar von Königin Wilhelmina zum Ritter des Ordens von Oranien-Nassau geschlagen.”

Crash in Syrien
Einen Monat nach dem Rennen verwandelte sich die Euphorie in Trauer. Der Uiver war auf einem Linienflug unterwegs von Amsterdam nach Batavia, aber stürzte in sehr schlechtem Wetter in die syrische Wüste ab. Alle sieben Insassen kamen beim tragischen Unfall ums Leben. Will: “Jetzt sammelte Bürgermeister Waugh Geld für die Niederlande. Als er im August 1935 zusammen mit seiner Frau in Amsterdam war, übergab er Bürgermeister Willem de Vlugt eine Statue aus Bronze. In Gedenken an das unvergessliche Rennen und den verhängnisvollen Unfall.”

‘Statue, Frau, Löwe, Marmorfuß’

De Vlugt wurde diese Statue übergeben für das damalige Rathaus, das jetzt ein 5-Sterne-Hotel ist. Dort bekam das Kunstwerk bis 1962 auch einen Ehrenplatz. “In dem Jahr zogen die Amsterdamer Beamten in eine neue Unterkunft und ging die Statue verloren…”, so Will. “Die Frage, wo sie sich befand, beschäftigte mich aber immer. Bis ich im Jahre 2019 einen Eureka-Moment erlebte. Ich setzte mich in Verbindung mit dem Konservator des Amsterdams Museum. Er nahm mich mit zu einer riesig großen Lagerhalle am Hafen…”

Und siehe da, da stand sie. In einer Stellage mit der Beschreibung ‘Statue, Frau, Löwe, Marmorfuß’, Herkunft unbekannt. “Seitdem steht die Statue als Schmuckstück in einer der Vitrinen unseres Luftfahrtmuseums. Auf jeden Fall für die kommenden fünfzehn Jahre!”

Rubrik Vitrinengeschichten

Hinter jedem Objekt in einer Vitrine steht eine besondere Geschichte. Das Schmuckstück hat den Ehrenplatz hinter Glas natürlich nicht umsonst bekommen. Wir erzählen diese historischen, spannenden und mitreißenden Geschichten in der Rubrik Vitrinengeschichte. .

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